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Theater während Corona – wie das Stück PENG! es trotzdem auf die Bühne geschafft hat

CR @ Herand Müller-Scholtes
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Notgedrungen leere Kinosäle und unbespielte Bühnen sind deutliche Zeichen der Auswirkungen der Pandemie auf den Kultursektor im ganzen Land. Vor dem Lockdown zum Jahresende hin hat es aber dennoch eine moderne Inszenierung namens PENG vor ein Publikum in die Brotfabrik in Beuel geschafft. Wie es dazu kam und welche Hürden hierfür genommen werden mussten:

Von Gerriet Scheben

Noch bevor es im März zum landesweiten ersten Lockdown kam, begann im Februar 2020 das Casting für PENG! – ein Stück von Marius von Mayenburg. Das Ensemble Theater Rampös stellte unter der Leitung der Regisseurinnen Greta Weber und Sabrina Weber eine Gruppe engagierter Schauspieler zusammen, die sich neben ihren Berufen noch Zeit dafür nahmen politische Polemik auf die Bühne zu bringen.

CR @ Herand Müller-Scholtes
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Laut Greta Weber bestanden die zwei größten Herausforderungen im Rahmen von Corona darin mit einer ständigen Unsicherheit der Planung umzugehen und sich neue Strategien für die Proben zu überlegen. Das gemeinsame anfängliche Einstudieren der Texte musste beispielsweise per Videokonferenz stattfinden, wobei die Beteiligten an ihren Schreibtischen saßen und sich voll auf den Text konzentrierten. Diese fast klassischen Leseproben wurden dann im Verlauf der Beschränkungen zu digitalen Konferenzen bei denen die Darsteller sich mit Handys durch ihre Wohnungen bewegten und Laptoplautsprecher nutzten, um die jeweiligen Räume zu bespielen.

Nebenbei lief auch die Planung der Bühnenausstattung digital, so wurde unter anderem ein 3D-Modell der Bühne erstellt, damit die Schauspieler sich auf die finalen Räumlichkeiten einstellen konnten, aber persönliches Proben und Planen konnten unter großem Aufwand nur ein Stück weit simuliert werden.

Die Lockerungen im Sommer ermöglichten dann endlich Proben im herkömmlicheren Sinne. Auch hier bestanden aber eine Vielzahl von Schwierigkeiten. Die Schlagworte: Masken, Dauerlüften, Abstände, minimale Anwesenheit geben vielleicht einen Eindruck, was für eine zusätzliche Koordination allen Mitwirkenden abverlangt wurde.

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Ein erstes gemeinsames Schauspiel ohne Masken fand erst zur Hauptprobe des Stückes statt. Hiernach wurde klar, dass das nun sichtbare Grinsen, was sich unter der Maske eingeschlichen hatte, adressiert werden musste. Nach dem Hinweisen gelang die Kontrolle der Gesichtszüge in der Publikumsvorführung aber problemlos.

Außerdem kam es den Vorbereitungen zugute, dass das erarbeitete Bühnenkonzept sich als coronageeignet herausstellte. Dieses sieht einen „Showroom“ in der Mitte der Bühne vor, der mit Kontakt und maskenlos bespielt werden kann und seitliche Räume, in denen sich zwar Akteure aufhalten, aber für die Vorstellungen unter den Einschränkungen grundsätzlich eine Maske tragen. Auf der Publikumsseite mussten während der Vorstellungen Masken aufbehalten werden und die Sitzplätze waren mit entsprechenden Aussparungen für die Abstände eingerichtet. Die Brotfabrik verfügt zudem über eine mehr als ausreichende Belüftung, was zusätzlich zu einer sicheren Umgebung beiträgt.

Da die Masken mittlerweile zu Alltagsgegenständen geworden sind, stören sie die Immersion des Stücks weder auf der einen noch der anderen Seite. PENG nimmt eine Auflösung der Illusion lieber selbst in die Hand und arbeitete oftmals mit dekonstruktiven Elementen unter Einbezug des Publikums. Hiermit kann stellenweise die mediale Verzerrung der Wirklichkeit aufgezeigt und angeprangert werden. Es präsentierte sich eine Mischung aus der Kritik an Flüchtlingspolitik, an Fake News sowie an der Objektivierung von Frauen. Dabei schlägt PENG ganz im Sinne des Namens einen äußerst lauten und derben Ton an.

CR @ Herand Müller-Scholtes
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Gerade unter derart widrigen Umständen ist das Engagement aller Beteiligten – von Regisseurinnen, über Akteure, Maske, Licht, Ton, bis hin zu Ansprechpartnerinnen der Brotfabrik etc. besonders hervorzuheben. Die Hingabe der Mitwirkenden lässt auf das Gelingen von Vorstellungen im kommenden Jahr hoffen, die mit Eigeninitiative, Kreativität und einer Menge Aufwand trotzdem im Bereich des Möglichen liegen. Wie es letztendlich aussehen wird bleibt allerdings abzuwarten.

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