Bonn – Vom 27. bis zum 29. April ist das Stück The Conference of the Birds, in der Brotfabrik aufgeführt worden. Frei nach einem persischen gleichnamigen Gedicht, spielte und tanzte ein junges Ensemble aus Kalifornien in einer expressionistische Motivansammlung. Die Aufführung entstand im Rahmen der Zusammenarbeit der Akademie für internationale Bildung (AiB) der der Loyola Marymount University.
von Gerriet Scheben
Auf der Suche nach dem Simorgh
Das Stück erzählt von der Zusammenkunft und nachfolgenden Reise verschiedener Vögel, die einen würdigen Anführer suchen. Der weise Hoopoe (im Deutschen Wiedehopf; großer drosselartiger Vogel mit auffälliger, roter Federkrone) schlägt den Vogel Simorgh vor, ein sagenhaftes Wesen aus der persischen Mythologie, dem magische Kräfte zugeschrieben werden.
Um zu dem Simorgh zu gelangen, müssen die Vogelscharen sieben Täler durchfliegen. In diesen sieben erzählerischen Einheiten werden Themenkomplexe wie Liebe, Einheit und Zerstörung, einhergehend mit einer abstrakten Dekonstruktion der Reisenden, verhandelt. Während ihrer Suche stirbt die große Mehrheit der Vögel, nur 30 schaffen es durch alle Täler.
Vogelschar als auferstandener Phönix
Zum Ende des Stücks fügen sich die zerlegten Figuren nach einer „Phoenix-aus-der-Asche-Logik“ selbst zu dem mystischen Herrschenden zusammen, den sie gesucht haben und erkennen sich als Ziel der Reise. Simorph bedeutet wörtlich übersetzt passend 30 (si) Vögel (morph).
Es fiel stellenweise schwer dem Inhalt zu folgen, da diverse Stellen verrätselt ausformuliert sind und die abstrakten Themen häufig in mehrdeutigen Ausdrucksformen gezeigt wurden. Als strukturgebende Stütze halfen aber wiederkehrende Motive. Inhaltlich wurde bspw. mehrfach die Motive Herz, Vereinigung, Tod, Liebe, Ablehnung und Nichts, im nihilistischen Sinn, angesprochen.
Schön anzusehender Vogelflug
In Hinblick auf die Form wurden tänzerische Elemente und markante Darstellungsweisen der verschiedenen Vogelarten, wie Gegacker oder zackige Kopfbewegungen wiederholt. In großen Teilen wurden diese Ideen unterhaltsam umgesetzt – in ein paar Fällen wurde es etwas repetitiv.
Die schwarz gehaltene Bühne und ein eng an die Schauspielenden gebundener Requisiteneinsatz, wie Stelzen als Storchenbeine, lenkten die Aufmerksamkeit der Zuschauenden gebündelt auf die Performance des Ensembles. Das leidenschaftliche Spiel der jungen DarstellerInnen resultierte dabei in einer kurzweiligen Aufführung.
Auf den ersten Blick überzeugten die Kostüme nicht völlig. Dieser Eindruck verlor sich aber in Anbetracht des dynamischen Einsatzes der bunten Kleider als Federgewänder, die während der Auffährung herumgewirbelt wurden und schön anzusehen waren.
Ausdrucksstark trotz kleiner Unsicherheiten
Der ausdrucksstarke Tanz im Stück wurde unterhaltsam choreografiert. Bei sehr rasanten Szenen trat man sich ein paar Mal auf die Füße und manchmal mussten Position ein wenig nachkorrigiert werden. Diese kleinen Unsicherheiten gerieten durch das beherzte Schauspiel allerdings schnell wieder in Vergessenheit.
Auch wenn The Conference of the Birds inhaltlich stellenweise etwas dünn wurde, glänzte das Stück durch das motivierte Ensemble und dessen Darbietung einer abwechslungsreichen Palette an emotional anspruchsvollen sowie experimentellen Vortragsformen.