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“Es ist Zeit, das Beste aus dir rauszuholen” – Digitale Mathe-Nachhilfe mit The Simple Club

Mit rauchendem Kopf über dicken Büchern am Schreibtisch hocken ist für die meisten von uns ein bekanntes Bild. Die Klausurenphase steht immer ganz plötzlich vor der Tür und wieder ärgert man sich, dass man nicht früher angefangen hat. Selbst fleißige Seelen brauchen manchmal Unterstützung, doch nicht immer lohnt es sich, professionelle Hilfe in Form von Nachhilfe einzuholen – Faktoren wie zeitlicher Aufwand, Kosten und weitere Umstände spielen dabei eine Rolle. Alexander Giesecke und Nicolai Schork bieten mit The Simple Club eine Alternative und gewähren uns im Interview einen Einblick in ihr kleines Nachhilfe-Universum.

von Lisa Victoria Hertwig

Wie kam Euch die Idee, ein digitales Nachhilfeunternehmen zu gründen?

Nico: Wir sind auf die Idee gekommen, als wir beide in der 11. Klasse waren. Wir haben einfach bei unseren Mitschülern mitbekommen, dass viele Leute Probleme in Mathe hatten. Zu der Zeit kam Youtube so ein bisschen auf und da haben wir mal aus Spaß ein Mathe-Thema eingegeben, und was wir damals gefunden haben hat uns echt schockiert. Das waren meistens schlecht produzierte Videos von irgendwelchen Lehrern vor der Tafel, die irgendein Thema extrem schlecht erklärt haben. Und dann haben wir gedacht: das kann’s doch nicht sein. Wenn man schon so ein Video produziert, dann kann man das doch auch irgendwie cool machen. Und so ist dann die Idee entstanden, dass wir die coolsten Mathe-Nachhilfe-Videos Deutschlands machen.

Und was unterscheidet The Simple Club von anderen Anbietern?

Alex: Besonders ist vor allem, dass es eigentlich keine Nachhilfe ist, sondern wir im Gegensatz zu anderen Nachhilfeangeboten dort angreifen, wo der Schüler es gerade nicht versteht – sodass dieser Nachhilfe-Fall gar nicht erst zustande kommt. Viele Nachhilfe-Institute haben Leute, die haben die Sachen über Jahre hinweg verpasst und müssen den ganzen Stoff dann nachholen. Bei uns ist es so: wenn ein Schüler etwas nicht versteht, dann kann er genau in dem Moment einfach nach einem Video suchen. So werden Fragen beantwortet, bevor man überhaupt Nachhilfe in Anspruch nehmen muss.

© The Simple Club
© The Simple Club

Aus den ursprünglich reinen Mathe-Videos ist mittlerweile ein Unternehmen mit 28 Mitarbeitern geworden – The Simple Club. Ihr bietet viele verschiedene Fächer an, woher bezieht Ihr Euer didaktisches Fachwissen?

Alex: Bei uns ist es ein bisschen anders als bei anderen Nachhilfe-Instituten, weil wir keine Lehrer oder Pädagogen angestellt haben, sondern der Inhalt nur von Studenten kommt, die selber gerade im ersten bis vierten Semester sind. Das haben wir absichtlich gemacht, weil wir festgestellt haben, dass Studenten, die selber gerade noch im Lernprozess sind, besser erklären können als Absolventen, die dann von außen auf die Thematik schauen. Und das ist auch genau der Grund, warum unsere Zuschauer das Gefühl haben, dass Themen von Kumpel zu Kumpel erklärt werden. Es kommt ja tatsächlich von jemandem, der einfach ein Freund sein könnte.

Nach welchen Methoden erklärt Ihr den Schülern und Studenten Dinge, die sie im Unterricht nicht verstehen?

Nico: Wir werden oft gefragt, was unser großes Geheimnis ist, wie wir in den Videos so gut erklären. Die Antwort ist ganz einfach: wir erklären die Themen so, wie wir sie einem Kumpel erklären würden. Das war von Anfang an unser Konzept. Wir haben keine mega komplexen pädagogischen Mittel, die wir verwenden, sondern wir konzentrieren uns einfach darauf, die Themen locker zu erklären und alles mit Beispielen zu veranschaulichen. Wir versuchen, uns da ganz klar von einem Lehrer abzugrenzen, der oft mit ganz viel Theorie anfängt, sondern bedienen uns einfachen Vergleichen und mega vielen Beispielen.

Wie läuft denn eine Video-Produktion ab, welche Teilschritte finden statt, welche Dinge müssen beachtet werden?

Alex: Die Videoproduktion läuft bei uns immer nach demselben Schema ab. Es fängt alles an bei dem Content Creator. Das ist quasi unser Redakteur oder Autor. Der ist dafür verantwortlich, die Inhalte zu schreiben. Wenn das fertig ist geht’s in die Animation beziehungsweise die Darstellungsweise des Videos. Das machen wir momentan fast ausschließlich mit KeyNote. Der nächste Schritt ist das Einsprechen. Anschließend geht das Material zu unserem Team nach Berlin, wo das Video zusammengesetzt wird. Das sind professionelle Motion Designer, die das Ganze zu einem Animationsfilm verarbeiten. Als letztes wird das Video dann auf Youtube hochgeladen.

© The Simple Club
© The Simple Club

Wie finanziert Ihr die Plattform?

Nico: Wir haben bei The Simple Club ein Freemium Geschäftsmodell, das lässt sich vergleichen mit Spotify. Es gibt einen bestimmten Teil, der ist kostenlos, und ein anderer Teil kostet Geld. Alle Videos, die wir anbieten, gibt es auf Youtube und auf unserer Website kostenlos – dort finanzieren wir uns durch Werbung. Der andere Teil besteht aus Zusatzkontent, zum Beispiel Übungsaufgaben oder einer automatischen Generierung eines Lernplans. Das sind dann alles Premium-Features in einem kostenpflichtigen Abo.

Wie kommt Euer Konzept an? Welches Feedback erhaltet Ihr bisher?

Alex: Wir erhalten fast ausschließlich positives Feedback, gerade von Schülern. Viele sind uns einfach unglaublich dankbar, dass es uns gibt, und vor allem dass wir diese Videos kostenlos zur Verfügung stellen. Wir haben neuerdings noch das The Simple Club Plus Angebot. Dort gibt es Übungsaufgaben und andere Zusatzangebote. Auch das wurde sehr gut aufgenommen. Wir wurden jetzt auch schon ganz pro-aktiv von einigen Organisationen angefragt, ob sie unsere Videos ihren Schülern anbieten dürfen. Also insgesamt ist das Feedback auf jeden Fall sehr positiv. Es gibt vereinzelt natürlich Kritik, vor allem von älteren Lehrern, besonders Mathematikern. Die kritisieren es, wenn wir pädagogisch reduzieren, das sind dann aber wirklich Sachen auf Uni-Niveau. Wir sagen zum Beispiel „so sieht die Funktion aus“ und es müsste eigentlich heißen „das ist der Graph der Funktion.“ Aber das sind alles so kleine Sachen, die keinen Schüler interessieren. Aber ansonsten wie gesagt: super positives Feedback.

Glaubt Ihr, dass digitale Nachhilfe die klassische Nachhilfe irgendwann ersetzen könnte?

Nico: Also man kann The Simple Club nicht 1:1 mit klassischer Nachhilfe vergleichen – das wäre so ein Äpfel-Birnen-Vergleich. Was man aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass man es mit Online-Lernvideos schaffen kann, dass man gar nicht erst zu diesem „Nachhilfe-Fall“ wird. Oft muss man ja eben zur Nachhilfe, weil man irgendwelche Themen nicht verstanden hat und selbst nicht weiterkommt – gerade da können Lernvideos dann eben helfen, das Verständnis zu fördern, vor allem wenn man es auf lockere und einfache Art macht. Und das bekommen wir auch oft mit, dass uns Schüler anschreiben und sagen, „dank euren Videos verstehe ich die Sache und brauche gar keine Nachhilfe und kann das Ganze von alleine regeln.“

© The Simple Club
© The Simple Club

Welche Zukunftspläne habt ihr für The Simple Club?

Nico: Wir haben schon lange die Vision, dass wir mit The Simple Club Schülern und Studenten auf der ganzen Welt helfen. Dieses Jahr gehen wir den ersten Schritt dafür – The Simple Club wird internationalisiert. Wir sind gerade dabei, Videos für den indischen und den US-Markt zu produzieren. Wenn das erfolgreich funktioniert, wollen wir das Ganze noch auf den lateinamerikanischen und spanischen Markt übertragen. Generell glauben wir, dass The Simple Club noch viel individueller werden kann und nicht nur aus Videos besteht, sondern aus einer künstlichen Intelligenz, die als cooler Lehrer die Themen so erklärt, genauso wie du sie eben brauchst.

(Weitere Infos unter www.thesimpleclub.de)

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