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Vielleicht lieber heute (Teil 14): Plastik – Vom Wundermittel zum Umweltmonster

Seit fast zwei Wochen sammeln wir von der Medienblick-Redaktion nun schon unseren Plastikmüll. Doch was genau ist Plastik eigentlich? Was passiert mit dem Plastik, das wir in die Tonne schmeißen? Und ist Plastik wirklich so schlecht wie sein Ruf?

Von Nadine Thomas

Was ist Plastik eigentlich?

Plastik ist der umgangssprachliche Begriff für Kunststoffe. Dabei handelt es sich um künstlich hergestellte Stoffe auf Erdölbasis. In mehreren Synthetisierungsprozessen wird der Rohstoff dann weiterverarbeitet. Abhängig vom Verfahren entstehen dabei ganz unterschiedliche Arten von Plastik, die sich in ihren Eigenschaften stark unterscheiden. Hart, weich, elastisch, fest, hitzebeständig oder wasserabweisend – Plastik ist nicht gleich Plastik! Einige bekannte Vertreter sind z.B. PET, das man vor allem von Plastikflaschen kennt, der Bodenbelag PVC oder der Verpackungskünstler Styropor.

War Plastik schon immer so verpönt?

Ganz und gar nicht! In den Fünfzigerjahren machte Plastik als „Wundermittel“ Karriere. Plötzlich hatte man ein Material, das einfach alles konnte. Ob in der Medizin, der Automobilbranche oder im Haushalt – Plastik war eine große Erleichterung in vielen Bereichen. Heute sind Kunststoffe aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und in vielen Gebieten tatsächlich noch unersetzlich. Darüber hinaus ist Plastik relativ günstig in seiner Produktion. Was viele überraschen dürfte: auch die Energiebilanz von Kunststoffen ist gar nicht so schlecht und beispielsweise besser als die von Glas.

Warum dann das Image des „Umweltmonsters“?

Plastik hat vor allem zwei große Nachteile. Zum einen wird es aus Erdöl hergestellt, einem Rohstoff, der in der Natur nicht nachwächst und dessen Verfügbarkeit somit limitiert ist. Ein weiteres Problem ist, dass Kunststoffe nur sehr langsam bis gar nicht verrotten. So braucht eine Plastikflasche zirka 450 Jahre, um sich vollständig zu zersetzen. Daher hat man angefangen, Plastik zu recyceln. Die Idee war, einen Kreislauf zu schaffen, in dem aus alten Produkten immer wieder neue Produkte entstehen. Auf diese Weise entsteht quasi gar kein richtiger „Müll“, weil die Produkte immer wiederverwendet werden.  Was theoretisch einfach klingt, ist in der Praxis leider etwas komplizierter. Zum einen sind die Kunststoffe in ihrer Form so unterschiedlich, dass es schwierig ist, einen Einheits-Recyclingsstoff zu bekommen. Die zweite Problematik ist wirtschaftlicher Natur: für die Mülldeponien ist es oftmals günstiger, den Müll zu verbrennen, anstatt ihn in aufwendigen Prozeduren zu recyceln.

Was passiert mit dem Plastikmüll, den wir im gelben Sack entsorgen?

Nicht alles Plastik wird recycelt. Wie in vielen anderen Kommunen auch, dürfen in Bonn nur Leichtverpackungen in den gelben Sack geworfen werden. Alle anderen Kunststoffe, wie z.B. Kinderspielzeug, müssen im Restmüll entsorgt werden. Das ist nicht überall so – in manchen deutschen Städten gibt es Wertstofftonnen, in denen auch andere Kunststoffe entsorgt werden dürfen. Auf diese Weise kann mehr Plastikmüll wiederverwendet werden.

Was passiert dann mit dem Plastikmüll, der im Restmüll landet?

In der Regel wird alles, was im Restmüll landet, verbrannt. Nur ganz selten wird der Restmüll noch einmal sortiert. Aus dem verbrannten Müll wird Energie gewonnen, die zum Heizen oder für die Stromerzeugung wiederverwertet werden kann. Klingt super? Nicht ganz. Beim Verbrennen entsteht neben Energie nicht nur jede Menge CO2, sondern auch andere giftige Stoffe. Abgesehen davon wird vieles verbrannt, was eigentlich noch verwertet werden könnte.

Was können wir also tun?

Müll trennen, und zwar ordentlich! Denn je schlampiger wir trennen, desto schwieriger wird es für die Sortiermaschinen. Ist der Müll zu schlecht getrennt, kann er nicht recycelt werden und wird verbrannt. Darüber hinaus sollten wir uns bemühen, unseren eigenen Plastikmüll so gut es geht zu reduzieren. Vor allem den Gebrauch von Einwegprodukten sollten wir so gut es geht einschränken. Das ist kein Ding der Unmöglichkeit, sondern vor allem eine Frage der Gewohnheit: Mehrwegflaschen statt Einwegflaschen, den Jutebeutel anstatt der Plastiktüte – all das sind kleine Gesten, die aber viel ausmachen. Generell gilt: je häufiger wir die (Plastik)Produkte verwenden, desto besser ist das auch für die Umwelt.

Das „Umweltmonster“ sind eigentlich wir

Im Grunde genommen ist Plastik gar nicht das „Umweltmonster“ – sondern wir Menschen. Plastik an sich ist eine wertvolle Erfindung, die uns das Leben in vielen Bereichen deutlich komfortabler gemacht hat. Problematisch sind allerdings unser Plastikkonsum und die Einstellung der Politiker, dass Wirtschaft wichtiger ist als Umweltschutz. Plastik hat den Shitstorm eigentlich nicht verdient. Vielmehr die Politiker und die Industrie, die das Plastikproblem seit Jahrzehnten nur halbherzig in die Hand nehmen. Und auch wir sollten uns an die eigene Nase fassen und unseren Plastikkonsum überdenken.

Quellen:

https://www.cio.de/a/fuenf-probleme-mit-kunststoff-muell,3583386

https://www.faz.net/aktuell/generation-plastik/grundwissen-kunststoff-was-ist-plastik-15757722.html

https://www.swr3.de/aktuell/10-Mythen-ueber-PLASTIK-wahr-oder-falsch/-/id=4382120/did=4906484/34ye6d/index.html

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/gefahren-fuer-die-umwelt-durch-plastik-7015

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