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Immer ein Skript in petto: Die Kölner Autorin Saskia Louis

Plot-Ideen auf der Achterbahn, immer eine frische Geschichte in Reserve und eine große Portion Humor. All das vereint die Kölner Buchautorin Saskia Louis. Die Vierundzwanzigjährige hat in ihrer jungen Karriere schon viele Erfolge verbucht. An ihr ist so Einiges bewundernswert und außergewöhnlich. Nicht nur das Bedienen gleich dreier Genres.

Von Hanna Wangler

Wem eine Idee für ein Buch auf der Achterbahn in den Sinn kommt und wer es bereits mit 24 Jahren geschafft hat, sich das Arbeiten vom Bett aus abzugewöhnen, dem mag man vielleicht eine Spur Verrücktheit zusprechen. Und das zu Recht. Denn Saskia Louis‘ Romane sind von irren und abstrusen Ideen und Geschichten durchzogen. Ihre Leser erwischen sich in der Regel nicht selten, beim Schmunzeln, breiten Grinsen oder sogar schallendem Gelächter. „Wenn ich mit einem Buch niemanden zum Lachen bringe, dann ist das ein verlorenes Spiel“, erzählt die Kölnerin.

Das bedeutet aber nicht, dass man es hier nicht mit einer ernstzunehmenden Buchautorin zu tun hat. Im Gegenteil. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Saskia Louis ganze acht Bücher. Sie schreibt zwar  seit ihrem zwölften Lebensjahr und hat so bereits einige angesammelt, die jetzt überarbeitet und dann veröffentlicht werden. Das ginge viel schneller, als ein komplettes Buch vom Plotten bis zum Ende zu schreiben, sagt sie. Dass es so viele sind, damit hätte sie aber nicht gerechnet. Denn von den acht Büchern sind dann doch vier Stück von Grund auf neu entstanden.

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Die Kölner Autorin Saskia Louis. ©Saskia Louis

Durch das Schreiben sich selber verstehen.

Den Wunsch Autorin zu sein hegt Saskia Louis seit ihrer Kindheit. In der Grundschule verfasste sie immer die längsten Aufsätze, mit Freundinnen schrieb sie das erste Buch, als Jugendliche fängt sie dann alleine an ganze Romane zu verfassen. Es hat ihr gefallen nach getaner Arbeit etwas in den Händen zu haben, was ihrem eigenen Kopf entsprungen ist. „Aus dem Nichts erschaffen sozusagen.“ Mit diesem guten Gefühl hat sie dann einfach immer weiter gemacht.

Vor allem während intensiven Schreibphasen merkte sie mehr und mehr, dass Emotionen, die sie in Geschichten aufgriff, auch sie selber betrafen. „Dann fiel es mir leichter mich selbst zu verstehen. Wenn man aus dem Bauch heraus anfängt und nicht genau weiß, wo eine Geschichte hinführen soll, dann bringt man vielleicht Sachen hinein, die einen beschäftigen und die man verarbeitet.“

Gerade in ihren ersten Büchern hat Saskia Louis viele persönliche Gefühle eingearbeitet. Doch für sie geht es auch anders herum: eine Idee haben, um die dann herum geplottet wird. Heute, sagt sie, sind ihre Geschichten zu 80 Prozent frei erfunden und losgelöst von ihr selbst.

Louis schreibt in drei verschiedenen Genres: Fantasy, Liebesromane und Frauenkrimis. Und alles humoristisch. Letztendlich behandeln ihre Bücher aber alle ein zentrales Thema: Menschen und menschliche Beziehungen. Jedes ihrer Bücher befasst sich mit Fragen über Interaktion, soziale Kontakte, Einflüsse untereinander, Aufeinandertreffen völlig Fremder. „Ich glaube, die wenigsten Menschen gehen selbstreflektiert durchs Leben und wissen, wie sie sind und warum sie so sind und sich so verhalten. Und das ist das, was mich antreibt, dass ich sehen möchte, warum Menschen so sind, wie sie sind und wie sie aus bestimmten Mustern ausbrechen.“ So behandelt sie zum Beispiel in ihren Fantasy-Reihen Gegensätze, wie das Gute und das Böse.

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Eine Auswahl der bisher veröffentlichten Romane. ©Hanna Wangler

„Du sagst ja auch einem Stephen King nicht, dass er nicht arbeitet.“

Mit dem Berufstitel Autorin tut sich Saskia Louis allerdings noch etwas schwer. Nicht, weil sie denkt, sie wäre keine. „Ich bin eine gestandene Autorin – mit Leib und Seele, auf jeden Fall.“ Vielmehr nervt es sie regelrecht mit welchen Vorurteilen gegenüber Autoren sie konfrontiert wird. Menschen, mit denen sie darüber spricht, haben oft ein Traumbild vor Augen: ein paar Stündchen am Tag schreiben und den Rest dann frei. „Das geht mir derbst gegen den Strich und das ist auch einfach anstrengend. Du sagst ja auch einem Stephen King nicht, dass er nicht arbeitet.“

Umso mehr ist sie mit sich selbst im Reinen und darüber sehr glücklich. Sie weiß, was sie tut. Sie weiß, wieviel Arbeit und Stress sie investiert. Denn nicht einmal der größte Anteil ihrer Arbeit liegt im Schreiben. Noch kann sie sich keinen PR-Manager leisten. Sie unterhält also ihre eigenen Social-Media-Seiten und ihre Homepage, beantwortet ihre Mails und Leserkommentare, muss sich mit dem Verlag auseinandersetzen. Und auch wenn sie eine Agentin hat, die Verträge mit Verlagen für sie aushandelt, bleibt noch sehr viel Büroarbeit zu tun. „40 Prozent Schreiben, 40 Prozent Büroarbeit inklusive PR und 20 Prozent Recherche, Lektorat und allgemein Nachbearbeitung der Skripte“, so schätzt sie ihre Arbeitsteilung ein.

Ihr erstes Buch hat sie als Self-Publisherin veröffentlicht. Die restlichen sind im Digital Publisher- und im Eisermann-Verlag erschienen. Zum jetzigen Zeitpunkt verkauft sie fast nur Online-Ausgaben. „Auf ein Taschenbuch kommen etwa 50 verkaufte E-Books, wenn nicht sogar mehr.“ Doch da der Trend zum E-Book in den letzten Jahren wächst und Louis‘ Zielgruppe vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sind, ist das nicht verwunderlich. Die Geschichten bleiben ja dieselben.

„Ohne Privatleben geht das einfach nicht.“

Als kreatives Arbeitsziel setzt sie sich, genau wie es Stephen King auch macht, das Verfassen von zehn Seiten am Tag. Manchmal schafft sie das, mal sind es auch 15, mal nur fünf. Manchmal schreibt sie gar nicht, doch das kommt eher selten vor. „Da ich in verschiedenen Genres schreibe, ist der Wechsel wie eine Auszeit. Wenn ich keine Liebesromane mehr sehen kann, dann schreib ich einfach Fantasy.“

Saskia Louis‘ Horrorvorstellung wäre es, über Monate nicht schreiben zu können. Das ist zu ihrem Glück noch nie eingetreten. Doch es gab bereits kleinere Krisen, Wochen, in denen sie sich quälen musste. Das passiert vor allem bei Themen, die sie persönlich belasten und die sie auch nicht loslassen kann, erzählt sie. Arbeitsunfähig war sie aber auch schonmal durch eine Sehnenscheidenentzündung vor zwei Jahren. Seitdem arbeitet die Autorin auch nicht mehr an ihrem Laptop im Bett. „Das ist nicht cool, wenn man nicht schreiben darf, obwohl man möchte.“

Und dann gibt es da noch die selbst erzwungene Schreibpause. Urlaub, so sagt Saskia Louis, geht nur mit viel Disziplin. Gerade wenn man viel Zeit hat und man am liebsten jede freie Minute nutzen möchte, muss sie sich zwingen, ihren Laptop zu Hause zu lassen.

Aber auch wenn sie nicht im Urlaub ist, hat Saskia Louis freie Minuten zum Gestalten. Mit Bestimmtheit sagt sie, ganz klar, Freizeit ist enorm wichtig, denn Autorin zu sein sei ein eher einsamer Beruf. „Ich treffe mich oft mit Freunden als Ausgleich. Ohne Privatleben geht das einfach nicht.“ Und zusätzlich macht sie auch noch ehrenamtlich Radio und spielt leidenschaftlich gerne Gitarre. Auf YouTube hat sie schon mehrere selbstgeschriebene Soundtracks zu ihren Büchern veröffentlicht.

Glück und Timing

Würde man ihr – rein hypothetisch – die Frage stellen: Wie krass bist du? – und sie beknien, diese Frage frei von unterstellter Arroganz zu beantworten, dann würde Saskia Louis unter peinlich berührtem Lachen und mit erröteten Wangen so antworten: „Ich find am Krassesten, wie sehr ich mich entwickelt habe in den letzten Jahren. Wenn ich mein erstes Buch nehme und mein letztes Buch – da liegen Welten zwischen. Und für mich ist es das, was mich auch zufrieden stellt, dass ich denke: Boah, krass von dem da bin ich hierhin gekommen.“

Inzwischen hat sie einen Fuß im Business. Sie verdient für ihr Alter und die Dauer ihrer beruflichen Karriere nicht schlecht. Und sie hofft, bald ganz davon leben zu können. Vielen Autoren, die sie kennt und die ihrer Meinung nach großartig schreiben, bleibt diese Aussicht verwehrt. „Ich hatte Glück – und vielleicht war es auch gutes Timing. Durch diese Sportgeschichte, Baseball Love Band Eins, die ich herausgebracht habe, konnte ich viele Leser gewinnen, die dann auch nach meinen anderen Büchern gegriffen haben.“ Baseball Love Band Eins wurde inzwischen bereits ins Englische übersetzt.

In vielen anderen Bereichen ihres Lebens, erzählt Saskia Louis, ist sie faul und verpeilt. Umso froher ist sie, das zu sein, was sie ist: Buchautorin.

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