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Romantik und Fantasy? Passt nicht? Passt doch!

Psychothriller, Dystopien oder Entwicklungsromane sind vielen bekannt. Doch wie sieht es mit dem Sub-Genre Romantasy aus? Die junge Autorin Laura Misellie erzählt in diesem Interview, wie sie ihre Leidenschaft für dieses Sub-Genre entdeckt hat und warum sie jedem die Lektüre eines Romantasy-Romans empfiehlt.

von Christin Uthmann


Trolle, Hexen und Werwölfe aus einer anderen Welt und parallel spielt sich eine Liebesgeschichte ab. Passt nicht zusammen? Das dachte ich auch, bevor ich das Interview mit Romantasy-Autorin Laura Misellie führen durfte. Das Sub-Genre Romantasy beweist, dass Romantik und Fantasy sehr wohl zusammenpassen und nicht nur Literatur für das weibliche Geschlecht ist. Die Autorin lädt ihre Lesenden ein, in eine fremde Welt abzutauchen und verspricht bei der Lektüre ihrer Werke eine magische Reise in die Welt der Fantasie.

Im Bann der Magie

Foto: Laura Misellie

Die Faszination für das Thema Magie und den dazugehörigen Elementen wie Zauberern und Hexen entstammen aus Einflüssen in Laura Misellies Kindheit. Eingetaucht in die Welt der magischen Wesen und furchterregenden Kreaturen des Zauberkosmos von J. K. Rowling lernte sie faszinierende Geschöpfe wie Dementoren, Hippogreife, Animagi, Thestrale und viele mehr kennen und lieben. Sabrina Spellman muss sich in ihrer Jugendzeit nicht nur von nervigen Lehrern unterrichten lassen, sondern erfährt zu ihrem 16. Geburtstag auch noch, dass sie eine Halbhexe ist. Laura verfolgt gespannt Sabrinas Abenteuer, in denen sie lernen muss, mit ihren Zauberkräften umzugehen und sich gegen Hexenjäger zur Wehr zu setzen. Die Fantasy-Romane über den Zauberer Harry Potter und die US-amerikanischen Sitcom Sabrina – Total verhext weckten schon in jungen Jahren ihr Interesse an Fantasy-Geschichten.

„Ich bin schon immer fasziniert von Magie gewesen. Mit Sabrina und Harry Potter aufgewachsen, habe auch ich immer davon geträumt, dass sich eines Tages herausstellt, dass ich das auch kann.“

Dass sie auch Fantasy-Romane schreiben kann, beweist sie in einigen ihrer Werke und nicht zuletzt in ihrem ersten Romantasy-Roman. In ihrem Buch Thyra – Die Wächterin der Hexen bringt Laura ihre Begeisterung für Fantasy zum Ausdruck, indem sie über eine magische Welt namens Morac und die auf ihr lebenden außerirdischen Wesen schreibt.

„Man wird natürlich erwachsen, aber die Fantasie an sich wollte ich nicht aufgeben, also lebe ich meinen Hang zur Magie in Büchern aus.“

Dass man das Interesse an Magie im Erwachsenenalter nicht aufgeben muss, sondern vielleicht auch erwachsen sein sollte, um Fantasy-Bücher zu lesen, zeigen die teils sehr anschaulich beschriebenen Kampf-, Folter- und Todesszenen in diesem Roman.

Romantasy – Kompromiss zwischen Romanze und Fantasy?

Urban Fantasy, New Weird oder Cyberpunk – das Genre Fantasy umfasst zahlreiche Sub-Genres. Literatur, die unter das Genre Fantasy fällt, enthält imaginäre Elemente und in literarischen Werken kreiert Fantasy eine neue Welt. Gesamte Werke oder auch nur Abschnitte können erfunden sein und erheben keinen Anspruch auf Wahrheit.

Doch was macht einen Fantasy-Roman zu einem Romantasy-Roman? Ich frage Laura, ob sie sich beim Verfassen des Romans zwischen einer Liebesgeschichte und fantastischen Elementen entscheiden musste, doch Laura verneint und erläutert, dass sie in dem Sub-Genre Romantasy die beiden Genres, die sie am meisten liebt, perfekt vereinen kann: Romance und Fantasy. Laura sieht eine Liebesgeschichte zwischen nicht rein menschlichen Wesen als die Grundvoraussetzung für einen Romantasy-Roman.

Schon die Wortzusammensetzung Romantasy lässt erahnen, dass die beiden Genres Romance und Fantasy zusammengebracht werden. Diesen Vorteil, zwei interessante Genres zu kombinieren, sieht auch Laura.

„Zwar liebe ich Fantasy mehr, aber für mich gehört Romantik in jede Geschichte, daher gibt es immer eine Lovestory. Und da ich gerne über Magie und besondere Wesen schreibe, passt das für mich perfekt zusammen.“

Auch bei ihrem Roman hat sie es geschafft die beiden Genres zu vereinen. Zwar liegt der Fokus auf der Rettung der magischen Welt Morac, jedoch ist auch die Entwicklung der Liebe zwischen den seit Kindheitstagen befreundeten Thyra und Tristan von großer Bedeutung. Zwischenmenschliche Beziehungen und nicht nur die romantische Liebe spielen in dem Roman eine große Rolle.

„Eine Prophezeiung besagt, dass jemand seine Liebe opfern muss, um Morac den Frieden zu bringen. Es ist also vor allem ein zentrales Thema, dass jemand einen großen Verlust erleidet. Und natürlich wird der Leser früh darauf gestoßen, welche Liebe das sein könnte.“

Protagonistinnen dürfen stark sein

Als Erzählperspektive in Romantasy-Romanen wird häufig die der Protagonistin eingenommen und auch Thyra nimmt in Lauras Roman die zentrale Rolle ein. Mich interessiert, was Laura bei der Charakterisierung der Protagonistin Thyra wichtig war, denn es gelingt ihr, dass Thyra einerseits als eine starke Persönlichkeit wahrgenommen wird, aber gleichzeitig für die Lesenden liebenswert ist.

Foto: Cover Thyra: Die Wächterin der Hexen von Laura Misellie

„Ich wollte, dass man eine starke, junge Frau sieht, die für ihre Überzeugungen einsteht. Gleichzeitig sollte sie eine sanfte Seite haben, Erbarmen zeigen und sich von den Dingen leiten lassen, die jeden von uns berühren: Familie, Freundschaft, Liebe.“

Die Stärke von Thyra lässt sie bewundernswert wirken, jedoch wirkt ihr intuitives Handeln auf die Lesenden gleichzeitig nachvollziehbar und macht die Protagonistin deshalb so nahbar. Laura war es wichtig, dass selbst wenn die Sterne ungünstig stehen, Thyra der Boden unter den Füßen weggerissen wird und ihr Herz auseinanderbricht, sie immer noch ihren starken Willen beweist. Sie behält den Fokus und stellt das Wohl anderer über ihr eigenes. Es ist nicht nur Thyras Persönlichkeit, sondern auch der Bezug zum Fantastischen, der ihre Stärke ausmacht.

„Und natürlich ist Thyras Magie sehr stark, das ist das Besondere an ihr und der Rolle, die sie in dem Roman innehat. Außerdem ist es ihre Aufgabe, ihren eigenen Vater zu töten, um Morac den Frieden zu bringen. Wenn das mal nicht Stärke erfordert!“

Thyra ist, so wie viele andere Protagonistinnen in Lauras Büchern, eine starke weibliche junge Frau. Nicht ohne Grund, denn Laura möchte mit alten Rollenklischees aufräumen und Protagonistinnen auch in der fiktiven Welt zeitgemäß darstellen.

„Ich hasse das alte Klischee, dass da ein Held sein muss, der das zarte Frauenzimmer rettet. In meinen Welten dürfen die Herren zwar ihren Teil beitragen, aber die Frau kann ihre Probleme selbst lösen. Emanzipation ist real und gehört auch in moderne, fiktive Geschichten.“

Lauras Message ist deutlich: Liebe und Romantik darf gerne eine Rolle spielen, aber um den Alltag auf der magischen Welt Morac zu bestreiten braucht Thyra keine männliche Hilfe.

Eine Geschichte, die alle anspricht

Romantasy wird häufig von Frauen für Frauen geschrieben und mich interessiert, warum das so ist. Laura lacht und erklärt, dass sie versucht, nicht nur ihre Protagonistinnen stark darzustellen, sondern auch das Vorurteil zu widerlegen, dass Romantasy-Romane nur für Frauen verfasst werden.

„Ich glaube, das lässt sich heute nur schwer differenzieren. Weil Frauen angeblich mehr für den romantischen Teil übrighaben? Ich weiß nicht, wenn sich Fantasy und Lovestory die Waage halten, spricht es sicher jede Zielgruppe an.“

Ihr Roman soll Menschen jeden Geschlechts ansprechen, denn sie bedient nicht das Klischee einseitige Charaktere für das weibliche Geschlecht zu schreiben, sondern bildet komplexe zwischenmenschliche Beziehungen und vielschichtige Persönlichkeiten ab.

„Meine Charaktere sind nie gut oder böse, es ist nie schwarz oder weiß. In jedem schlummert eine helle und eine dunkle Seite.“

In ihrem Romantasy-Roman werden beide Genres zu gleichen Teilen bedient und vielfältige Charaktere dargestellt, sodass sich viele Personen angesprochen fühlen dürften.

Fantasy, Romantik oder Emanzipation? Nein, alles!

Innige und tiefe Zuneigung und Verbundenheit zu einem Menschen, zwischenmenschliche Beziehungen werden mit magischen Welten und fantastischen Wesen in Fantasy-Romanen so miteinander vereint, dass sich viele Menschen davon angesprochen fühlen können. Lauras Romantasy-Roman schafft es dazu noch das aktuelle Thema Emanzipation einzubetten.

„Wer Fantasy und Romance mag, hat hier einfach den großen Vorteil, dass er quasi beides in einem erhält. Man muss sich nicht die Frage stellen: Wonach ist mir heute lieber? Möchte ich Romance oder Fantasy? Man bekommt zwei zum Preis von einem.“

Um auf ihr Versprechen, die Lesenden in eine magische Reise in die Welt der Fantasie zuschicken, zurückzukommen, frage ich sie, worauf sie sich bei der Lektüre von Thyra: Die Wächterin der Hexen freuen dürfen.

„In dem Roman geht es durch ein magisches Portal in dem Haus von Thyras Familie in die magische Welt Morac. Dort stammt Thyra her, dort ist sie in Wahrheit zu Hause. Diese Welt wird bevölkert von vielen Wesen, nicht nur den Hexen. Man trifft dort auf Feen, Kobolde, Zwerge, Trolle und sogar Werwölfe.“

Romantasy-Romane vereinen die Genres Fantasy und Romance und können außerdem gesellschaftlich relevante Themen und gleichzeitig alle Geschlechter ansprechen – dies beweist Laura Misellie in ihrem Romantasy-Roman Thyra: Die Wächterin der Hexen.

Quelle Beitragsbild: Priscilla Du Preez von Unsplash

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