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Panama in Bonn – Elektro regiert die Rheinaue

Wie ging es letztes Wochenende auf dem Panamafestival in der Rheinaue zu? Und was hat ein pogender, mexikanischer Wrestler damit zu tun?

von Gerriet Scheben

von Gerriet Scheben

Bei sengender Sonne fand sich am dritten Juliwochenende 2018 eine begeisterte Masse von Technohörern in der Bonner Rheinaue zusammen. Nachdem der geneigte Besucher seine Taschen für die Kontrolle entleert und das Armband zugeschnürt hatte, wurde bei Betreten des abgesperrten Geländes schnell klar, dass zwei Ressourcen hart umkämpft sein würden – Wasser und schattige Plätze. Tatsächlich musste man für Ersteres etwas Zeit einplanen, aber keine inhumanen Wartezeiten ertragen. Zwei Stages liegen, mal mehr mal weniger, schattig und als Bonus zum Abkühlen kann man dabei auch weiterhin der Musik lauschen. Einen völlig musikfreien Bereich kann man, wenn man welche zur Hand hat, mit Noicecancelling-Kopfhörern selbst herstellen, sonst ist dieser auf dem Festivalgelände eher schwer denkbar.

Klang und Stimmung

Die Lautstärke fällt allerdings nicht unangenehm auf und die Musik ist in der Regel vernünftig abgemischt. Am Samstag dröhnt der Bass manchmal etwas über die höheren Töne. Allgemein herrscht eine euphorische Stimmung, die nicht zuletzt von den DJs vorangetrieben wird, die freudig ihre Sets zum Besten geben. Fans von elektronischer Musik sollten hierbei wenig auszusetzen haben.

Probleme mit den Ausgaben

Die beiden Tage sind lang und anstrengend. Angesichts der Hitze und des vielen Tanzens beginnt der Magen zwangsläufig nach Verpflegung zu knurren. Die Qualität des Essens reicht von eher mäßigen Asianudeln bis hin zu leckeren Käsespätzlen. Doch es steht eine Hürde zwischen erlösender Nahrungszufuhr und dem Geld, was das Portemonnaie verlassen möchte: Der Festivalgänger muss seine Euros in eine festivaleigene Währung umtauschen lassen – 5€ entsprechen 4 Panamadollarn. Zusammenfassend folgt hieraus: Preise erscheinen auf den ersten Blick günstiger und wer das Stehfleisch hat, es nach dem anstrengenden Tag noch zurückzutauschen, wird eine einsame Träne weinen, wenn er in der linken Vordertasche der Hose ca. drei Tage später noch ein paar übrige Panamamarken findet. Generell waren die Schlangen für den Umtausch lang und gerade am letzten Abend blieb nur ein Schalter geöffnet, sodass man sich bei ein bis zwei übrigen Dollarn nur schwer zu der langen Warterei aufraffen konnte.

Ein Festival wird seinem Motto gerecht

Auffällig ist zudem, dass zwei der Headliner des Festivals, namentlich Querbeat und die 257ers sich nicht ganz in das Elektrokonzept der Veranstaltung einfügen lassen. Dies wird von den Künstlern selbst thematisiert und auf die Schippe genommen. Die 257ers rufen gegen Ende ihres Auftritts sogar zur „Wall of Death“ auf, die von der breiten Masse wohlwollend aufgenommen und umgesetzt wird. Die beiden Rapper steuern dem pogenden Publikum hierbei zusätzlich noch einen Luchador bei, der ihren chaotischen Auftritt vollends abrundet. So gibt es zwar offensichtliche Unterschiede zu den DJs, was die Bands aber mit den anderen Musikern gemein haben ist, dass sie eine ausgelassene Stimmung verbreiten und ihr Publikum begeistern. Ob Ben Klock, Aka Aka oder Format B – die Menge bewegt sich euphorisch und unterstreicht das Panamamotto TECHNO, SONNE, LIEBE.

Bis zum nächsten Jahr…

Am Ende der zweitägigen Dauerparty war sicherlich ein Großteil der Besucher froh, einen ruhigen Sonntag mit dem WM-Finale verbringen zu können. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass das Festival trotz kleiner Unstimmigkeiten eine hohe Bühnenqualität und eine sehr harmonische Atmosphäre vorzuweisen hatte. Im nächsten Jahr können die Veranstalter hoffentlich in vergleichbar guter Ausführung wieder ein Wochenende zur Flucht aus dem Alltag nach Panama bieten.

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