2016 März 2016: Luxus & Verzicht

Ich will Luxus! – Ein Alltagsproblem

Bild: Herbalizer/ flickr.com unter: CC-BY-NC-ND
Bild: Herbalizer/ flickr.com unter: CC-BY-NC-ND

Entscheidungen bestimmen die Tätigkeiten unseres Alltags. Der Hirnforscher Ernst Pöppel geht von bis zu 20.000 Entscheidungen aus, die wir täglich bewusst und unbewusst treffen. Neben der Vernunft und dem Gefühl spielt der Faktor Zeit dabei eine unausweichliche Rolle.

Jeder von uns wird täglich im Kleinen mit dem Konflikt von Luxus und Verzicht konfrontiert. Meistens dann, wenn wir zeiteffiziente Entscheidungen treffen, bei denen sich die Vernunft mit unseren Gefühlen streitet. Verzichte ich heute Abend auf das Treffen mit meinen Freunden, um länger an meiner Hausarbeit schreiben zu können? Lasse ich das Mittagessen mit den Arbeitskollegen ausfallen, um noch einen Kundentermin einschieben zu können? Oder umgekehrt: Nach einem anstrengenden Arbeitstag entscheide ich mich für das Abendessen mit Familie oder Freunden, statt Überstunden zu kloppen. Am Freitagabend gehe ich feiern, und es ist mir egal, dass ich Samstagmorgen um 8 Uhr erst zwei Stunden im Bett liege, statt mich in der Bibliothek mit meinen Büchern zu beschäftigen.

Luxus und Verzicht sind große Worte, die für jeden etwas anderes bedeuten. Bricht man die weitreichenden Vorstellungen dahinter auf den Alltag herunter, kommt man bei dem scheinbaren Paradox von Wohlgefühl und selbstauferlegter Pflicht an. Oft wissen wir ziemlich genau, womit wir uns in der Anstrengung des Alltags verwöhnen, welche Menschen uns das Stressgefühl nehmen können. Manchmal bleibt für diesen kleinen Luxus allerdings keine Zeit, wenn Abgabetermine in Uni und Beruf drängen. Dann verzichtet man, um seinen Verpflichtungen nachzugehen. Ob dieses Verhalten Unbehagen auslöst, hängt auch davon ab, wie gern und wie oft man sie ausübt. Macht mir mein Job Spaß, kann ich mich dabei wohlfühlen, obwohl ich Freizeit sausen lasse. Wer allerdings 24/7 im Arbeitsjungle gefangen ist, muss sich für den Verzicht zugunsten der Selbstbefreiung entscheiden und sich bewusst persönlichen Luxus gönnen können.

Äußere Einflüsse hinterfragen

Bei bewussten, persönlichen Entscheidungen haben wir es also mit dem ewigen Wechselspiel von Verzicht und Luxus zu tun. Oftmals üben Medien und Mitmenschen einen erheblichen Einfluss auf unser Entscheidungsverhalten aus. Unter anderem hängt es von ihnen ab, ob die Vernunft oder das Gefühl siegt. Blicken wir mit Neid auf die schönen Instagram-Erlebnisfotos unserer Freunde, dann fällt es uns schwerer, Verpflichtungen nachzugehen, und wir sind geneigter, einem Vergnügungswunsch nachzugeben. Sich ein ähnliches Erlebnis in erreichbarer Zukunft zu setzen, kann aber auch Motivation schenken. Genau so können medienvermittelte Ratgeber oder persönliche Vorbilder einen Anreiz geben, auf etwas zu verzichten, um eigene Ziele zu erreichen.

Die äußeren Einflüsse lassen uns von Zeit zu Zeit fragen: Sollte ich mir mehr gönnen? Lasse ich mir zu viele Vergnügungen entgehen? Was kann mir helfen und auf was sollte ich verzichten, damit es mir besser geht? Die Fragen, die man sich im Anschluss stellen sollte, sind aber folgende: Bin ich wirklich unzufrieden mit dem, was ich tue? Oder lasse ich mich einfach zu leicht beeindrucken? Meistens hängt es wohl ganz von der persönlichen Lebenssituation ab. Merke ich, dass mich zu viel Arbeit unglücklich macht, sollte ich vielleicht auf virtuellen Smartphone-Kontakt verzichten und mir Zeit für Menschen nehmen, die mir gut tun. Weiß ich gerade wenig mit mir anzufangen, könnte ich dem Serienmarathon entsagen und etwas mit Leuten unternehmen, die mich inspirieren und motivieren.

Die Qual der Wahl

Ganz ehrlich: Was den inneren Luxus-Verzicht-Konflikt angeht – als Studentin rede ich hier nicht von Gold und Glitzer Glitzer – fühle ich mich manchmal wie eine ewig hin und her gerissene Grenzgängerin. Zum einen will ich so viel Zeit in mein Studium investieren, dass ich alles zu meiner Zufriedenheit erledigen kann. Außerdem möchte ich in meinem Nebenjob, der sich im Lebenslauf wahrscheinlich ganz gut macht, genügend Engagement zeigen. Nebenbei schaue ich mich nach anderen Jobs und Praktika um, die mir weitere Perspektiven eröffnen könnten. Dabei bekomme ich Angst, zu früh zu viel an meine berufliche Karriere zu denken. Denn eigentlich bin ich doch erst Anfang 20, will mit meinen Freunden mein Studentendasein genießen, feiern gehen und auch ab und zu den klischeehaften Faulenzer-Lifestyle zelebrieren können, der uns so oft vorgeworfen wird. Es ist nicht so, dass ich das nicht alles unter einen Hut bekommen könnte. Aber irgendwo werde ich Abstriche machen müssen. Nach seinem persönlichen Gleichgewicht von Luxus und Verzicht strebt man wahrscheinlich sein Leben lang.

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