März 2015: Gesundheit

Spiegelbild, du bist schön!

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Der morgendliche Blick in den Spiegel bringt nicht immer gute Laune. In der Fastenzeit lädt die Evangelische Kirche nun dazu ein, das Einzigartige an sich und seinen Mitmenschen wertzuschätzen. Foto: Vivien Boche

Am Aschermittwoch verschwinden oft Süßigkeiten, Fast Food und Alkohol aus deutschen Vorratskammern. Die Fastenzeit hat begonnen. Doch Fasten bedeutet nicht nur Verzicht auf Nahrungsmittel. Die Evangelische Kirche ruft in diesem Jahr zu sieben Wochen ohne Runtermachen auf.

Es gibt nicht viele Menschen, die jeden Morgen gut gelaunt vor dem Spiegel stehen und selbstbewusst sagen können: „Ich mag meinen Körper, so wie er ist.“ Laut einer Statista-Umfrage sind lediglich 31 Prozent der Deutschen zufrieden mit ihrem Körper. Der Großteil der Bevölkerung schaut eher skeptisch in den Spiegel und denkt sich: „Wie bekomme ich schnell diesen Pickel weg?“ oder „Ich sollte mehr Sport machen.“ oder „Meine Haare sehen unmöglich aus.“

Soziale Medien und ihre Ideale

Schönheitsbilder in den Medien verstärken dabei oftmals das Gefühl, nicht perfekt zu sein, was eine Erhebung der Amerikanischen Akademie für Plastische und Wiederherstellende Gesichtschirurgie (AAFPRS) bestätigt. Soziale Medien wie Facebook oder Instagram würden eine immer wichtigere Rolle für die Entscheidung spielen, sich beispielsweise die Nase oder Brust operieren zu lassen.

Doch ist das Ergebnis einer dünneren Nase oder größeren Brust wirklich schön? Was macht einen Menschen besonders? Ist es nicht gerade diese kleine Stubsnase, die Zahnlücke oder das Grübchen, welche uns an einem Mitmenschen gefallen? Mit ihrer Fastenaktion “Du bist schön! Sieben Wochen ohne Runtermachen” will die Evangelische Kirche das Unverwechselbare eines jeden Menschen entdecken und wertschätzen. „Wir laden Sie ein, aus vollem Herzen zu sagen: ‘Du bist schön!’ – zum Menschen an Ihrer Seite wie auch dem eigenen Spiegelbild“, schreibt Arnd Brummer, Geschäftsführer von der Aktion „7 Wochen Ohne“, auf der offiziellen Website.

Zeit für Neues

Seit über 30 Jahren lädt die Evangelische Kirche in der Fastenzeit dazu ein, sieben Wochen lang die Gewohnheiten des Alltags zu hinterfragen. Gegessen werden darf dabei so viel, wie es dem Körper gut tut. Moment mal. Fasten und essen? Ist nicht gerade der Verzicht auf Nahrungsmittel das, was die Fastenzeit ausmacht? Martin Luther hätte möglicherweise an dieser Stelle mit dem Kopf geschüttelt. Im Mittelalter mussten sich die Katholiken an strenge Regeln halten. Sieben Wochen lang verzichteten die Menschen (bis auf wenige vorgeschriebene Tage) gänzlich auf gutes Essen, Musik, Tanz und Feiern. Mit der Reformation wurde der Begriff des Fastens weiter gefasst. Martin Luther beschrieb das Fasten als Zeit der Einkehr und des Entdeckens von Neuem. Der Verzicht auf Essen wäre seiner Meinung nach kein Grund dafür gewesen, nach dem Tod nicht in die Hölle zu kommen. Mehr ginge es ihm darum, in sich zu kehren und das Leben zu hinterfragen.

Heute fasten Menschen (egal ob und zu welcher Religion sie gehören) in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Karfreitag auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Die einen verringern ihre Handynutzung, andere verbringen weniger Zeit vor dem Computer und wieder andere möchten sich gesünder ernähren. Die Aktion “7 Wochen Ohne”, an der jedes Jahr mehr als drei Millionen Menschen teilnehmen, möchte dieses Jahr bewusst Beleidigungen aus dem Weg gehen. Ein schöner Verzicht. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Weitere Informationen unter www.siebenwochenohne.de.

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