2015 März 2015: Gesundheit

Kritik zu “Focus”: Mehr Bügelfilm als Blockbuster

Will Smith spielt den Trickbetrüger Nicky Spurgeon Foto: Walmart / flickr.com unter CC-BY 2.0
Will Smith spielt den Trickbetrüger Nicky Spurgeon
Foto: Walmart / flickr.com unter CC-BY 2.0

Die Macher von „Crazy. Stupid. Love“ präsentieren ab dem 05. März eine romantische Gaunerkomödie mit Will Smith und Margot Robbie. Doch gelingt dem Film die erhoffte Kombination aus Romantik, Humor und Spannung?

Die Geschichte des Films erscheint zunächst simpel und ein wenig klischeehaft. Nicky (Will Smith) ist ein erfahrener Trickbetrüger, der sich in die wunderschöne, junge Nachwuchsgaunerin Jess (Margot Robbie) verliebt während er ihr sein Handwerk beibringt. Nach einer abrupten Trennung treffen die beiden drei Jahre später in Buenos Aires wieder aufeinander, wo der Profitäuscher bei einem Autorennen den Coup seines Lebens durchziehen will. Das Wiedersehen mit Jess bringt seine Pläne allerdings durcheinander.

Raffinesse statt Action

Trotz der Verbrecher-Thematik liefert “Focus” keine klassischen Actionszenen. Diese fehlen aber aufgrund der meisterhaft inszenierten Taschenspielertricks (konzipiert und choreographiert von Apollo Robbins) kein bisschen. Der Film fesselt mit kleinen, aufregend gedrehten Sequenzen mehr als “Ocean’s” Eleven, Twelve oder Thirteen es mit seinen groß aufgezogenen Stunts je geschafft haben. Großes Lob gilt in diesem Bereich auch den beiden Regissseuren Glenn Ficarra und John Requa sowie Cutter Jan Kovac.

Margot Robbie (“The Wolf of Wall Street”) spielt die Femme fatale Jess Barrett Bild: EyesOnFire89 / flickr.com unter CC-BY-NC-SA 2.0
Margot Robbie (“The Wolf of Wall Street”) spielt die Femme fatale Jess Barrett
Bild: EyesOnFire89 / flickr.com unter CC-BY-NC-SA 2.0

Getragen wird „Focus“ allerdings durch die romantische Beziehung zwischen Nick und Jess, die hautpsächlich auf Grund der faszinierenden Chemie von Will Smith und Margot Robbie funktioniert. Die beiden Hauptdarsteller schaffen es in kürzester Zeit, die Sympathie auf ihrer Seite zu haben; trotz der fragwürdig grundlosen Kriminalität ihrer Charaktere. Außerdem legen die das Fundament für eine weitere wichtige Säule des Films: den omnipräsenten Humor, der selbst die klischeehaftesten Szenen genießbar macht.

Sexismus und Klischee

Besonders zu Beginn des Films ist jedoch die Hierarchie zwischen dem erfahrenen, selbstbewussten Nicky und der naiven, aufsässigen Jess, die für einen leider zu erwartenden Sexismus sorgt, fragwürdig und störend. Auch die üblichen Klischees eines Verbrecherfilms fehlen nicht – von Eifersuchtsszenen, über schwere Kindheit bis hin zu Gefühlskälte als Männlichkeitsbeweis ist alles zu finden. Nick und Jess einzeln bleiben bis zum Ende flache Charaktere und hindern den Film daran, sein volles Potential auszuschöpfen.

Ein tieferer Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Hauptcharaktere wäre eigentlich auf Grund der ruhigen Atmosphäre, die der Film überwiegend vermittelt, sehr passend und wünschenswert. Besonders Jess kommt deutlich zu kurz und bleibt, trotz Margot Robbies Bemühungen, ein Stereotyp: die wunderschöne, naive, leichtbekleidete Frau, die anscheinend in keinem Hollywoodfilm fehlen darf.

Kaum Spannung

Humor, Romantik und Tricks reichen allerdings nicht aus, um dem Film genügend Spannung zu geben. Die in sich schon vorhersehbare Handlung geht schleichend vorwärts und auch kurz vor dem großen „Höhepunkt“ will die dem Zuschauer nahezu aufgezwungene Spannung nicht so richtig überspringen.

Die Inszenierung des Films ist lobenswert, einzelne Stellen sogar so einladend, dass man sie sofort nochmal schauen möchte, die platte Geschichte und die halbherzige Aufarbeitung der Charaktere hindert „Focus“ jedoch daran, mehr als ein angenehmer Bügelfilm zu werden.

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