2016 März 2016: Luxus & Verzicht

Einmal um die Welt – fast ohne Geld

Kostenlos: Tomislav Perko fährt auf seinen Reisen oft per Anhalter Bild: Tomislav Perko/facebook.com
Kostenlos: Tomislav Perko fährt auf seinen Reisen oft per Anhalter Bild: Tomislav Perko/facebook.com

Obwohl Tomislav Perko seinen Job und all sein Geld verloren hat, begab er sich auf eine Reise um den ganzen Globus. Dabei fand er nicht nur viel über sich selbst heraus – sondern auch, dass Verzicht der pure Luxus sein kann. 

Fünf Jahre lang die Welt bereisen, zahlreiche Länder sehen, die unterschiedlichsten Kulturen kennenlernen – ein Traum für viele Menschen. Tomislav Perko hat dieses Abenteuer hinter sich. Von Kroatien aus machte er sich auf den Weg nach Serbien, Bulgarien, in die Türkei, reiste gen Süden bis nach Indien, Von dort aus ging es nach Australien, über den indischen Ozean nach Afrika und mit dem Flugzeug weiter nach Südamerika. Und das alles mit einem minimalen Budget, wie er in seinem TEDx-Vortrag „How to travel with almost no money“ erzählt. Während der Wirtschaftskrise 2008 verlor der Kroate  nicht nur seinen Job als Börsenmakler, sondern auch all sein Geld – und den Sinn des Lebens.

Das änderte sich, als er Couchsurfing im Internet entdeckte. Auf der Website kann jeder seine Couch zum Übernachten anbieten, und das völlig kostenlos. Das Prinzip ist einfach: Jemand bietet eine Übernachtungsmöglichkeit und seine Gastfreundschaft an und kommt dafür im Gegenzug in Kontakt mit Menschen aus der ganzen Welt, die einzigartige Geschichten zu erzählen haben. Nicht der Kommerz steht im Vordergrund, sondern der interkulturelle Austausch. Das ermöglicht nicht nur neue Sprachen mit Muttersprachlern zu lernen und aus Fremden neue Freunde zu machen, sondern auch die ganze Welt zu bereisen, ohne dafür ein Vermögen ausgeben zu müssen.

Ohne Geld ins Abenteuer

Auch Tomislav Perko starte so sein Abenteuer. Erst beherbergte er Menschen aus verschiedenen Ländern, dann wollte er diese Länder mit seinen eigenen Augen sehen. Allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt weder eine Arbeit noch Erspartes. Doch die Erfahrungen seiner Gäste öffneten Perkos Augen: „Die Leute, die ich bei mir unterbrachte, haben mir zwei erstaunliche Dinge erzählt. Erstens muss man nicht mutig sein, um zu reisen. Du musst dich nur am Anfang trauen aufzubrechen. Das andere ist, dass man nicht reich sein muss, um zu reisen.“

Tomislav Perko auf seiner Reise Bild: Tomislav Perko/facebook.com
Tomislav Perko auf seiner Reise Bild: Tomislav Perko/facebook.com

Laut Perko gibt es drei Dinge, die es zu beachten gilt, wenn man nicht viel Geld ausgeben möchte oder kann: Transport, die Unterkunft und sonstige Ausgaben, wie Essen und Trinken. Diese Faktoren müssten so gering gehalten werden wie möglich. Anstatt also Unmengen für einen Erste-Klasse-Flug zu bezahlen, streckte Perko nur seinen Daumen raus – und legte weite Strecken seines Weges per Anhalter und damit vollkommen kostenlos zurück. Er mied teure Restaurants und Bars und aß stattdessen auf der Straße Mahlzeiten aus dem Supermarkt oder trank ein Bier im Freien. Viele Nächte verbrachte er auf fremden Sofas. Wenn er keine geeignete Unterkunft fand, wich er auf Alternativen aus: Wo Campen erlaubt war, campte er; in größeren Städten übernachtete er im Schlafsack im Park.

Die Welt ist sein Zuhause

Die meisten Menschen mögen sich einen Urlaub anders vorstellen, doch für Perko ist diese Art des Reisens wertvoller als jeder Pauschalurlaub. Durch jedes Abenteuer auf seinem Weg lernte er die Menschen und das Land besser kennen als durch den Schleier einer komfortablen Hotelanlage oder den immer gleichen Touri-Attraktionen. Am Ende seiner Reise habe er nicht nur viel über sich selbst gelernt, sondern auch über die Menschen, denen er begegnet ist. Sein Fazit: „Das war es definitiv wert.“

Die Angst, die durch den angeblichen Unterschied zwischen Kulturen und Religionen geschürt werde, sei vollkommen unberechtigt. „Die Menschen sind eigentlich überall gleich.“ Keine der Warnungen seiner Freunde und Familie habe sich bewahrheitet, im Gegenteil: „Ich habe gelernt, dass man nicht den Horrorgeschichten aus den Medien glauben sollte.“ Sicherlich ist diese Art des Reisens mit viel Verzicht verbunden. Ein sogenanntes normales Leben mit einem Job und den alltäglichen Routinen muss jeder aufgeben, der die Welt sein Zuhause nennt. Aber manchmal kann genau das – zumindest für eine bestimmte Zeit – purer Luxus sein.

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