Aktuelles Kultur Studentenleben

Romeo goes to War

Die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) präsentiert das Double Feature Romeo & Julia sowie Troilus & Cressida. Die beiden Dramen unterscheiden sich sicherlich in ihren Bekanntheitsgraden, aber behandeln jeweils eine Tragik rund um das Motiv Liebe. Für Eindrücke der Premiere dieses Double Features einfach im Haupttext weiterlesen.

von Gerriet Scheben

Romeo und Julia
Credits: Viola Bender

Ab dem 7. Dezember 2019 konnten Besucher über mehrere Tage hinweg die Aufführung der beiden modern inszenierten Theaterstücke in der Brotfabrik (Bonn-Beuel) ansehen. Die Stücke sind zwar in Punkten wie der Choreografie aufeinander abgestimmt, aber müssen nicht zwingend zusammen angeschaut werden. Die Tickets für die Premiere waren nach kürzester Zeit ausverkauft.

Zum ersten Mal in der Geschichte der BUSC durfte ein kleiner Teil des Publikums fast unmittelbar am Schauspiel teilnehmen. Die Bühne in Hufeisenform lässt in ihrer Mitte Platz für ein „Pit“. In diesem ist es Zuschauern unter den wachsamen Augen von Mitgliedern des Ensembles möglich das Geschehen um sie herum zu verfolgen, wobei sie stellenweise selbst miteingebunden werden.

Auf der Bühne stehen kaum Requisiten. Sobald Romeo & Julia (R&J) beginnt, wird auch schnell klar warum: Die Aufführungen leben vom energiegeladenen Spiel ihrer Akteure. Es wird getanzt, gesprungen, gekämpft, gesungen und besonders bei Troilus & Cressida (T&C) geküsst und geliebt. Bei R&J werden außerdem diverse Medien ergänzend zum Schauspiel eingebunden. Die Leinwand im Hintergrund zeigt abgefilmte Eindrücke der Schauspieler, welche die modernisierte Fassung ergänzen und eingänglicher gestalten und es werden Lieder eingespielt, um beispielsweise die Situation einer Feier in einen zeitgemäßen Kontext zu setzen.

In T&C wird die stimmliche Stärke der Beteiligten genutzt, um das Stück im Zusammenspiel mit Saiteninstrumenten akustisch zu untermalen. Zum großen Finale hin werden Impressionen eines Krieges mittels eines Lichtkegels gezeigt, der nach dem jeweiligen Eindruck kurz erlischt und die Bühne in einer geräuschvollen Dunkelheit hinterlässt.

Beide Werke thematisieren eine Weltvorstellung, die sich durch die Feindlichkeit zweier entgegengesetzter Seiten definiert, die mit den Farben Rot und Grün gekennzeichnet werden. In dieser Ausgangslage muss die Liebe der verschiedenen Paare unglücklich enden. Die harmonischen Momente der Liebenden stellen in Verbindung mit der Zeitlosigkeit der Werke das chronologisch eindeutige Ende ihres Glücks allerdings in Frage.

Credits: Viola Bender
Credits: Viola Bender

Der Komplex Liebe wird über verschiedene Darstellungsformen und Themen vielschichtig inszeniert: Dabei zeigt sich in der Musik ein harmonischer Bestandteil. Der Tanz verbildlicht eine wüste und ausdrucksstarke Emotion und mittels der Sprache wird die Liebe poetisch romantisiert. Dem Gegenüber stehen Gewalt, Tod und Krieg, welche aber auch aus Liebe hervorgehen und somit im Komplex enthalten sind. In beiden Stücken gehen Beziehungen auseinander und die verletzten Figuren werden mit Hass erfüllt.

Es werden ganz im tragischen Sinne also nicht nur positive Facetten gezeigt, sondern das liebevolle Gerangel bei T&C verkommt zum Kampf im Kontext des Krieges. Die Stücke spielen mit der Vorstellung, dass die Liebenden dennoch miteinander verbunden und in einer vergleichbaren Position sind, wie es beispielsweise in den synchronen Bewegungen von drei Paaren in R&J zum Ausdruck kommt.

Alles in allem glänzen die Aufführungen durch die großartigen Schauspieler und die ambitionierten Regisseurinnen. Kein Wunder also, dass die Vorstellungen in einem langanhaltenden Beifall mündeten. Die Qualität der Stücke spricht abermals für das Talent der BUSC und lässt auf weitere einnehmende Vorstellungen in naher Zukunft hoffen.

http://busc.de/

Credits: Viola Bender
Credits: Viola Bender

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert