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Das perfekte Rezept zum Social Media Erfolg – Ein Interview mit einer Food-Bloggerin

Licht, Kamera, Action – Die Scheinwerfer werden angeschmissen und strahlen auf den Star der Show – einen saftigen Apfelkuchen. „Kaum zu glauben, dass man damit Geld verdienen kann“, hetzt der ein oder andere über den Influencer-Beruf. Wie es wirklich ist, beruflich auf Social Media tätig zu sein, verrät dieses Interview. 

-ein Artikel von Lejla Granov

Süße, liebliche Duftnoten vermischen sich in meiner Nase. Der Geruch von Puderzucker, einem Hauch von Apfel und Nuss begrüßen mich, als ich die Food-Bloggerin Nina an einem Montag in ihrem Büro besuche. Sie hat für einen neuen Post bereits gebacken als sie mich empfängt, es gibt leckeren Marzipan-Apfel-Kuchen. In ihrem Office sieht es aus wie in einem Studio: Verschiedene Hintergründe sind an die Wand angelehnt und ein großes Licht scheint auf den frisch gebackenen Kuchen. Dieser und viele andere Leckereien und Gerichte sind nämlich die Stars ihres Kanals.  

Immer wieder sind Influencer im Gespräch. Ihr Beruf ist sehr umstritten und wird oft kritisiert – oft dafür, wie sie ihr Leben darstellen und wie realitätsnah das alles so ist. Andere Kritiker belächeln das Bloggen als berufliche Tätigkeit und weigern sich es als Job anzuerkennen, viel zu einfach sei immerhin, dass was Influencer da machen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie das Leben als Influencerin oder Bloggerin aussieht. Mit Nina habe ich mich getroffen, um mir meine Fragen zu diesem Berufsfeld und seinen glorreichen sowie tückischen Seiten beantworten zu lassen. 

Nina betreibt seit fast zweieinhalb Jahren, neben ihrer Bürotätigkeit, den Foodblog Foodykani auf Instagram und hat seit letztem Sommer auch einen passenden Blog dazu errichtet. Ihre über 60.000 Follower begeistert sie dabei regelmäßig mit veganen Rezepten, vegetarisch ernährt sie sich aber schon seit ihrer Kindheit. Über die Jahre hat sie also reichlich Erfahrungen mit vegetarischem und veganem Essen gesammelt und ist ein echter Profi. Heute kocht, backt und produziert sie täglich Content rund ums Thema Food.  

Als ich sie frage, ob sie in der Küche trotzdem auch schon Pannen erlebt hat, nickt sie: „Mir ist tatsächlich schon einmal ein Kuchen heruntergefallen und da habe ich mich natürlich geärgert, weil die schnell kaputt brechen. Der Kuchen ist dann auch kaputt gebrochen und da steckt natürlich viel Arbeit hinter, gerade wenn man etwas Aufwendigeres macht. Und dann natürlich so diese typischen Sachen: Etwas ist zu sehr aufgegangen und ist dann ein bisschen übergelaufen und weil ich ja wirklich überwiegend backe, sind das eigentlich so Sachen, die schon mal passiert sind.“ Später im Interview erfahre ich auch, dass sie diese Patzer ebenfalls mit ihrer Community teilt. Authentisch soll man ja eben auch bleiben und Fehler macht jeder.  

Die Unterstützung durch Familie und Freunde – Ein wichtiger Erfolgsfaktor 

Inzwischen backt und kocht sie ganz routiniert für ihre Kanäle, ich frage sie aber wie sie überhaupt dazu gekommen ist ihre Gerichte online zu posten. „Ich habe einen normalen Bürojob, den ich eigentlich auch seit vielen Jahren mache und mein Mann, der im Bereich Social Media arbeitet, hat mich vor zweieinhalb Jahren ermutigt und gesagt: ,Ja komm, mach mal so ein Projekt. Du fotografierst und kochst und backst ja gerne. Eröffne doch einfach mal einen Instagram-Account’ und da hatte ich innerhalb von ein paar Wochen schon mehrere hundert Follower.“ Ich finde beeindruckend wie schnell ihr Account gewachsen ist, aber so einfach wie es klingt war es selbstverständlich auch nicht. Nina erzählt mir, dass sie schon immer sehr aktiv war und viele Likes und Kommentare auf anderen Accounts und Posts verteilt hat.  

Auch interessant finde ich, dass Ninas Mann sie dazu bewegt hat ihren Instagram-Account zu starten. Als ich sie frage, wie ihre Familie und Freunde generell dazu standen, als sie ihnen sagte, dass sie jetzt Food-Bloggerin ist, kann sie nur positiv berichten: „Also ich muss sagen: Das fand jeder irgendwie total interessant und die haben ja alle meine Entwicklungen mitverfolgt.“ Ihre Familie und vor allem ihr Partner können sich sogar vorstellen, dass sie Foodykani zu ihrem Hauptberuf macht, die Risiken sind ihnen aber auch bewusst: „Die bestärken mich alle, andererseits wüssten sie natürlich auch, dass es ein großer Schritt wäre, meinen derzeitigen Beruf aufzugeben.“ Wir beide sind uns einig, dass das Feedback der Familie sehr wichtig sein kann: „Sonst würde ich wahrscheinlich auch viel mehr zweifeln und weil ich ja im Prinzip auch zwei Jobs habe, ist es manchmal schon echt viel. Da ist es natürlich schön, dass gerade mein Mann, der auch davon am meisten betroffen ist, hinter mir steht.“ 

Social Media als Job – Aus Spaß wird Ernst 

Ich merke, dass Nina sehr professionell mit ihrem Account umgeht, sie ist sehr aktiv und sowohl ihr Instagram-Account als auch ihr Blog sind sehr einheitlich und ästhetisch gestaltet. Ich frage sie, ob sie mir die Prozesse hinter der Produktion eines Postings erklären kann, denn auch das wird oft unterschätzt. „Also es ist nicht so, dass man etwas kocht und sich denkt ‚Ach, ich mache mal eben schnell ein Foto‘“, erläutert sie. Zunächst macht sie sich Gedanken darüber, was ihre Follower interessieren könnte, dann wird das Rezept kreiert, die Einkäufe dafür erledigt und gekocht und gebacken. Die leckeren Gerichte werden in Szene gesetzt und entweder in Fotos oder sogar Videos festgehalten, die nachträglich etwas bearbeitet werden, vor allem um die Lichtverhältnisse richtig abzubilden. Für die Caption auf Instagram und den Blogpost schreibt sie dann die Texte und muss nach dem Posten auch auf Kommentare und DMs antworten und Community-Management betreiben. Bei Anfragen mit Kooperationspartnern besteht dann noch ein etwas größerer Druck, wie sie mir erklärt, der Post soll den Kooperationspartnern gefallen, aber auch authentisch sein und in ihre Lebenswelt passen. Neben der glamourösen Produktion der Inhalte, gibt es eben auch noch Pflichten wie die Buchhaltung, Steuern, Telefonate und Mails. Ich muss etwas schmunzeln, sie macht viele Dinge, die ich in meinem Beruf im Marketing auch mache. Dafür werde ich aber nicht belächelt. 

Bei Foodykani steht das Essen voll und ganz im Fokus. Ich frage Nina wieso sie sich erst seit Kurzem bei Instagram auch vor der Kamera zeigt. „Ich bin Food-Bloggerin und keine Lifestyle oder Fashion Influncerin“, verkündet sie. Sie habe sich schon öfter gefragt, ob die Follower wirklich Interesse daran hätten, sie oder ihre Outfits zu sehen. Sie kam aber zu dem Entschluss, dass sie sich auf Food spezialisieren und ihren Fokus darauflegen möchte. Aus Erfahrung stellt sie fest, dass ihre Follower sich eher weniger für sie als Person interessieren und ihre Kanäle für tolle Rezepte und Inspiration besuchen. 

Quelle: Foodykani

Ist der Influencer-Beruf nun Segen oder Fluch? 

Im Interview höre ich auch immer wieder heraus, dass all diese Arbeit trotzdem auch eine Leidenschaft für sie ist, weshalb es sich nie richtig nach Arbeit anfühlt. Ich möchte von ihr wissen, was ihr an dem Berufsfeld am meisten gefällt. „Also, ich finde es halt so schön, dass es alles so positiv ist. Man kriegt halt auch viel positives Feedback.“ Sie freut sich, wenn andere ihre Rezepte nachbacken und ihr Bilder davon schicken, Hate hat sie auch noch nie so wirklich erlebt. Außerdem gefällt es ihr immer etwas Schönes zu produzieren. Gekocht und gebacken hat sie auch vorher immer gerne, weshalb sie alles in diesem Beruf auch gerne macht: 

“Ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man das voller Liebe und Leidenschaft macht. Dann wird es auch gut.”

Eine Aussage, die oft getätigt wird und leider viel zu oft einfach so dahingesagt wirkt, aber ihr merke ich an, dass sie es auch genauso meint.  

Dann interessiert mich natürlich noch die andere Seite der Medaille. Das, was sie an dem Berufsfeld am schwierigsten findet. Einerseits spricht sie über das Problem mit dem Hate und erzählt, wie sie einen negativen Kommentar für das Benutzen von Salat aus einer Plastiktüte erhielt. Besonders schlimm fand sie das trotzdem nicht und ist froh, dass sie noch nie so richtig Hate im Netz erleben musste. Ein anderes Thema was sie beschäftigt ist das Ansehen des Influencer-Berufs, vor allem wenn sie darüber nachdenkt diesen Beruf hauptberuflich auszuüben: „Dass viele Leute zum einen diesen Beruf vielleicht lächerlich finden und zum anderen vielleicht auch sagen ‘Die arbeitet ja gar nicht.’“ Ich verstehe diesen Gedanken total. Es kann bestimmt frustrierend sein, wenn man selbst so viel Arbeit in die Produktion der Posts steckt, wie Nina es vorher bereits erläutert hat. 

Aktuelle Backprobleme und zukünftige Backträume  

Wenn wir schon über Makel sprechen, frage ich Nina, ob sie eine Macke hat, die beim Kochen total zur Geltung kommt. Nach kurzem Überlegen stellt sie fest, dass sie große Ansprüche an sich selbst hat. Je erfolgreicher sie auf Instagram wird, desto mehr packt sie auch der Ehrgeiz, die Dinge noch besser zu machen. „Und ich habe gemerkt, ich brauche wirklich meine Ruhe. Wenn ich eine Story mache, kann ich das nicht haben, wenn jemand im Nachbarraum ist oder wenn ich von woanders Musik höre. Also ich brauche dann schon meine Ruhe für mich“, stellt sie fest und muss über sich selbst lachen. Bei der Content-Produktion packt sie der Ehrgeiz und sie braucht vollste Konzentration. 

Zum Abschluss habe ich noch zwei Fragen für Nina. Ich bin neugierig, ob es jemanden gibt, mit dem sie gerne einmal kochen oder backen würde.  „Bianca Zapatka, eine vegane Food-Bloggerin“, sagt sie. „Mit ihr würde ich gerne einmal backen. Mich einfach mal mit ihr austauschen, mal einen Kaffee trinken. Das könnte ich mir gut vorstellen“, erzählt sie mir ganz begeistert und ich hoffe, dieser Wunsch geht für sie in Erfüllung. 

Zuallerletzt frage ich Nina: „Wenn du für den Rest deines Lebens nur noch ein Gericht essen könntest, welches wäre das?“. Sie denkt etwas länger über die Frage nach und erzählt mir, dass sie aktuell sehr gerne ein afrikanisches Gericht isst, welches sie auch schon auf Instagram geteilt und mehrere Abende hintereinander gekocht hat.  „Ich glaube aber, es wäre Porridge. Weil man Porridge zu jeder Tageszeit essen kann, das kann man total schön variieren, das kannst du mal richtig süß essen, mal herzhafter mit Äpfeln oder so und ich glaube, es wäre Porridge“, entscheidet sie dann aber. Eine sehr smarte Idee, eben ganz so smart und vielseitig wie Foodykani und Nina.