
Das junge Ensemble vom Theater Total stellt ihre Adaption von „Böse Geister“ von Fjodor Dostrojewski in Bonn vor. Und das kann sich sehen lassen! Fast ein Jahr haben 30 Schauspieler und Schauspielerinnen um die 20 in Bochum an ihrem Stück gearbeitet, und zwar von morgens bis abends. Nicht nur Schauspielunterricht, auch Kostüme nähen und Bühnenbild standen auf dem Programm.
Im späten 19. Jahrhundert kommt Nikolaj Stawrogin ins Dorf seiner Mutter zurück, wo alles seit Jahren den gleichen Mustern folgt. Intrige, Neid, Angst und Obsession. Die Bösen Geister des Ortes haben sich breitgemacht.
Nikolaj selber kommt mit Geheimnissen zurück und wird mit existenziellen Fragen konfrontiert wie „Warum bin ich hier?“, „Was ist mein Ziel?“ und „Wofür lohnt es sich zu kämpfen?“, als eine terroristische Gruppe ihn als Gallionsfigur gewinnen will. Die Ereignisse drohen nun, sich zu überschlagen.
Strawrogin muss nun aufpassen, dass er nicht zum Spielball wird, ähnlich wie wir, wenn wir nicht hinterfragen, was uns von den Medien zugetragen wird und wie wir unsere Meinung bilden. Egal, um welches Thema es geht, ob Pegida oder „Charlie Hebdo“.
Ein Beziehungsgewirr
Das Drama verwebt unterschiedliche Handlungsstränge, Figuren und deren Ideen im Laufe des Stücks miteinander. Hier offenbart sich eine Schwäche der Inszenierung, denn es fällt dem Zuschauer schwer, das Beziehungsgewirr zu entknoten. In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann zunehmend an Fahrt auf und eine intensive Szene jagt die nächste, bis die Handlung in einem großen Finale endet.
Die spannende Inszenierung ist nicht nur der Vorlage, sondern auch den Schauspielern geschuldet. Ausnahmslos kann jede Rolle überzeugen, besondere Highlights sind die Darsteller von Marija Timofejewna und Pjotr Werchowenskij.
Schmunzler und ein tolles Bühnenbild
Wer nun befürchtet, die Inszenierung schlage einen zu ernsten Ton ein, dem sei versichert, dass laute Lacher zwar ausbleiben, doch das ein oder andere Schmunzeln kann man sich dank humoristischer Einlagen nicht verkneifen, die sich mit kurzen Tanz- und Gesangseinlagen abwechseln. Ansonsten ist noch einmal vor allem das Bühnenbild zu loben, denn auf der Bühne selbst befindet sich noch eine Art zweite Bühne, die im Prinzip aus zwei beweglichen, trennbaren Holzklötzen besteht, die sich in spannenden Szenen umeinander drehen, was das Ganze umso dramatischer und dynamischer macht.
Karten für die Aufführung am 14.06 in der Freien Waldorfschule, Stettiner Straße 21, lassen sich über die Homepage reservieren, dort erhält man auch noch mehr Informationen zu Stück und Projekt, das noch bis Anfang Juli durch Deutschland tourt. Ein Besuch ist die Aufführung definitiv wert!